Event

‘Jouissance’ als ontologischer Faktor

  • Conférencier  Prof. Dr. Dominik Finkelde (Hochschule für Philosophie, München)

  • Lieu

    Campus Limpertsberg, Bâtiment des Sciences, Raum BSC 1.03

    LU

  • Thème(s)
    Sciences sociales

Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe der Arbeitsgruppe ‘Geisteswissenschaften und Religion’.

Lacans Begriff der Jouissance markiert Schmerzgrenzen gestörten Gleichgewichts, die als solche der Grundstruktur der Wirklichkeit aus der Sicht des Subjekts erst Kohärenz geben. Denn jemand kann ein glückliches Familienleben führen, mit einer erfüllenden Arbeit, Frau/Mann und Kind und vielen Freunden, kurz auf allen Ebenen sich glücklich schätzen, und doch auf eine ganz bestimmte Formation von Jouissance nicht verzichten können – alles durch eine Unscheinbarkeit aufs Spiel setzen zu müssen: z.B. durch eine WhatsApp-Nachricht, Kokainkonsum, oder ein Kinderfoto aus Thailand… Das erwähnte Muster-Familien-Glück verdichtet sich dann erst als ein symbolisches Universum vor dieser scheinbaren Unbedeutsamkeit (dem Foto aus Thailand, den Drogen etc.), die dasselbe Universum durchzustreichen und zu vernichten fähig ist. Sie, die Unbedeutsamkeit, mag als traumatische, übermäßig intensive Begegnung die Fähigkeit des Subjekts beeinflussen, das volle ontologische Gewicht seiner Welterfahrung erst anzunehmen. Lacans Begriff der Jouissance zielt auf diese Verwindung von Ordnung, Gesetz, Begehren und Transgression und erfährt von hier her seine Bedeutung in dem, was man die Ontologie der Psychoanalyse nennen kann.

Kontakt: Jean-Marie Weber