
Mehrsprachigkeitsforschung
Mehrsprachigkeitsforschung (Linguistik)
Kernpunkt der germanistischen Linguistik in Luxemburg ist das Thema Mehrsprachigkeit.
Mehrsprachigkeit kann unterschiedlich verstanden werden. Meist verbindet sich damit die Perspektive auf das Nebeneinander unterschiedlicher Standardsprachen. Gerade die Luxemburger Sprachgemeinschaft mit den drei offiziellen Sprachen Luxemburgisch, Französisch und Deutsch bietet hierfür ein außerordentlich interessantes Beispiel. Aus germanistischer Sicht stellt sich als Aufgabe, die spezifische Funktion der deutschen Sprache im Rahmen der Luxemburger Mehrsprachigkeit in den Blick zu nehmen.
Mehrsprachigkeit kann aber auch bezogen werden auf die innere Struktur von Einzelsprachen. So ist zu fragen, inwiefern Sprachkontaktphänomene und Entlehnungsprozesse das Deutsche in seiner Entwicklung geprägt haben – und weiterhin prägen (Stichwort Anglizismusdebatte). Entsprechend sind sprachhistorische Prozesse insgesamt, besonders aber die Perspektive des Sprachkontakts und die sich daran oft knüpfenden sprachkritischen Diskurse weiterer Gegenstand der Luxemburger Germanistik.
Einen weiteren Schwerpunkt der Germanistik in Luxemburg bildet das Varietätensystem des Deutschen, wobei nicht nur die Gliederung und Ausprägung in unterschiedliche Dialekte und Soziolekte in den Blick geraten, sondern insbesondere auch die unterschiedlichen nationalen Standardausprägungen der deutschen Sprache. Gemäß dem hier vertretenen Ansatz der ‚Plurizentrizität‘ existieren partiell unterschiedliche Ausprägungen der Standardnorm des Deutschen nicht nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In Bezug auf die Mehrsprachigkeitssituation in Luxemburg steht die Frage im Mittelpunkt, inwieweit sich auch hier eine eigenständige Standardnorm (‚Luxemburger Standarddeutsch‘) herausgebildet hat.
Ansprechpartner: Prof. Dr. Heinz Sieburg (heinz.sieburg@uni.lu)
Mehrsprachigkeitsforschung (Literaturwissenschaft)
Mehrsprachigkeit steht seit langem im Fokus sprachdidaktischer und erziehungswissenschaftlicher sowie (sozio-)linguistischer Forschung. Untersucht werden dabei Phänomene wie das sogenannte Code-Switching, die Effekte mehrsprachiger Lernumgebungen oder die Besonderheiten bilingualer Sprecher. Die Luxemburger Germanistik ergänzt diese Bereiche der Mehrsprachigkeitsforschung, wie sie an anderen Instituten der Fakultät betrieben wird (Institut für Luxemburgistik, Institut für Mehrsprachigkeitsforschung), durch eine spezifisch philologische Perspektive. Gefragt wird hier danach, wie literarische Texte mit Sprachvielfalt umgehen und welche kulturpolitischen Effekte die Mehrsprachigkeit von literarischen Texten hat, etwa für die Konturierung kulturelle Differenzen. In den vergangenen sechs Jahren sind hierzu, vor allem im Rahmen des FNR-geförderten Projekts MULTILING (2011–15), vielfältige Arbeiten entstanden, zuletzt das Handbuch Literatur und Mehrsprachigkeit (hg. von Till Dembeck und Rolf Parr, Tübingen: Narr 2017).
Ansprechpartner: Prof. Dr. Till Dembeck (till.dembeck@uni.lu)
URL: https://wwwfr.uni.lu/recherche/fhse/dhum/research_institutes/german_studies/mehrsprachigkeitsforschung | Date: mardi 06 juin 2023 08:29:11 |