Event

Internationale Jahrestagung des Arbeitskreises Geschichtsdidaktik theoretisch: Geschichtsbewusstsein, Geschichtsbilder, Zukunft

  • Lieu

    Maison des Sciences Humaines, Blackbox

    LU

  • Thème(s)
    Sciences humaines

PRÄSENTATION

Geschichtsbewusstsein ist die Fundamentalkategorie der neueren Geschichtsdidaktik nicht nur in Deutschland, sondern auch international. Der Begriff ist besonders mit dem Gründungsmythos der bundesdeutschen Geschichtsdidaktik der 1970er Jahre verbunden.

Aktuell steht Geschichtsbewusstsein allerdings einerseits in Konkurrenz zu anderen Modellen wie „Historical Thinking“ oder „Historical Reasoning“. Andererseits ist der Begriff ‚Geschichtsbewusstsein‘ in die Kritik geraten, er exkludiere. Er sei eurozentrisch oder sogar nationalgeschichtlich angelegt. Er privilegiere die kognitive Ebene gegenüber dem Unbewussten beziehungsweise werde zum Korrektiv gegenüber angeblichen Fehlkonzepten gemacht. Wenn diese Kritik zutrifft, so ist Geschichtsbewusstsein in verhängnisvoller Weise mit Deutungshoheit verbunden. Oder ist diese Deutungshoheit ein notwendiges Korrektiv gegenüber postmoderner Beliebigkeit? Eindeutige Definitionen von Geschichtsbewusstsein, gegen die sich eine solche Kritik oder eine solche Wertschätzung richten könnten, sind allerdings damals und heute eher Mangelware. Dies zeigt sich schon, wenn man den Versuch unternimmt, ‚Geschichtsbewusstsein‘ von ‚Geschichtsbild‘ abzugrenzen. Dass es sich bei Ersterem um etwas Abstraktes und bei Zweiterem um seine Konkretisierung handeln könnte, wäre ein möglicher Versuch einer solchen Abgrenzung, aber würde man auf diese Art und Weise der oben skizzierten Kritik entgegentreten können? Sind Geschichtsbilder das, was geschichtsbewusst dekonstruiert werden muss? Oder ist ‚Geschichtsbewusstsein‘ die Grammatik subjektiver Narrationen, die gesellschaftlich gerahmt und dennoch individuell verschieden sind, während ‚Geschichtsbild‘ ein begriffliches Synonym für eine solche Narration ist? Mit der Narration als dem erzählenden Rückgriff auf imaginierte Vergangenheit zwecks Orientierung in aktuellen Krisen, die auf eine tragfähigere Zukunft abzielt, gerät ‚Zeit‘ ins Blickfeld.

Sind Geschichtsbilder, ist Geschichtsbewusstsein zukunftsfähig, sind sie in der Vergangenheit verhaftet oder auf die Gegenwart beschränkt, scheitern also an ihrem Anspruch, alle drei Zeitschichten abdecken zu können? Vielleicht sind Geschichtsbilder und Geschichtsbewusstsein aber gar nicht so anspruchsvoll wie behauptet und teilen sich die Zeit untereinander auf: Die Geschichtsbilder stehen dann für die Vergangenheit, das Geschichtsbewusstsein für Gegenwart und Zukunft? Hilft uns Geschichtsbewusstsein, aktuelle Krisen bewältigen zu können und eine tragfähige Zukunft zu ermöglichen?

KONTAKT & ANMELDUNG

  • mike.richartz@ext.uni.lu

Um eine Übersicht über die Anzahl der Teilnehmer*innen zu haben, möchten wir Sie bitten, sich per E-Mail bei Mike Richartz von der Universität Luxemburg anzumelden. Bitte nutzen Sie diese E-Mail auch für weitere Fragen.

Das vollständige Tagungsprogramm können Sie hier herunterladen: Tagungsprogramm ‘Geschichtsbewusstsein, Geschichtsbilder, Zukunft’